GEDICHTE UND ARTVERWANDTES 




Lumpazi-Bazis

Als die Lumpen sich am Tümpel lümmelten,
aus Humpen süffelten und Hummer mümmelten,
an Stumpen zogen und an Tussen fummelten, 
die sich ganz ohne Tops am Tümpel tummelten;
sie sodann am Tresen logen 
bis sich dessen Balken bogen
und beim Zechen schummelten 
dass alle Kellner grummelten: 
„Auf Pump aus Humpen Schnäpse süffeln 
wie ’ne Herde von Wasserbüffeln – 
na, das hamwer ja gerne!“,
da suchten sie schnell die Ferne.
Natürlich das Weite. Weiterhin stümperten 
die Lumperten fröhlich durchs Leben, kümmerten
sich wenig und ließen das Streben, klammerten
Mühsal und Arbeit aus, na eben!, und gingen
lieber einen heben. Auf gutes Gelingen! 


***


Feuchtgebiete-Zyklus

Sekret
Der Chef nimmt seine Sekretärin ins Gebet:
„Gib Acht, dies’ Dokument hier, das ist Top Sekret!“ 
Kaum greift se das Papier, wird ihr Blick fahl und leer: 
Se kräht „Oje!“ und kotzt dann auf den Sekretär.
So macht das Sekretieren viel mehr her. 

Schleim
Schleim fällt Schleim anheim, 
Schleim geht Schleim auf den Leim: 
Glibber, Modder, Schlamm und Matsch, 
schleimt sich eins beim ander’n ein, 
noch’n bisschen Schlick dazu und flatsch!, 
fertig ist der schmierige Verein.

Blut
Blut verbindet sich mit Wurst und Rache
und genauso gern mit Durst und Lache.
Übrig bleibt gelegentlich ein Fleck, 
der ist nach der Wäsche wieder weg. 
Kommt es indes zu einem großen Bad,
dann hilft die Bank mit reichlich Spenden
(es wär’ ja echt um die Konserven schad’):
So müssen Bahn und Kreislauf auch nicht enden.

Rotz 
Manche haben Trotzphasen 
And’re bleiben Rotznasen
Manche fahren Protzkisten
And’re bleiben Trotzkisten

Eiter
Zwei gescheite Gescheiterte erheiterte
der Anblick eines Weisheitszahns, der eiterte. 


***


Hommage an die Young Marble Giants auf Kosten von Wim Wenders 

Lieber Alison Statton 
als Alice in den Städten


***


Begegnungen?

Ging Chopin mit Schopenhauer je zum Schoppen?
Oder Mary Poppins mit Sir Popper poppen?
Oder Meister Proper mit dem Popen shoppen?
Oder Dennis Hopper mit Iggy Pop hiphoppen?


***


Televisionen

Titel, Thesen, Temp’ramente,
Tagesschau und -themen
Teletubbies, Teenie-Tussis, 
Tolle Tage, Tinnitus.
Titten, Topless, Tangas,
Tarzan, Transen, Tanten,
Tauben, Tiger und Taranteln.
Tausendfüßler, Tintenfische, 
T-Bone-Steaks und Thymian, 
Tofu, Torten, Teller, Toffees,
Talkingheads und Talkshowhosts.
Talibane, Totengräber, 
Tränendrüsen, Tea-for-two, 
Tanz, Theater und Tragöden,
Troja, Texas, Tempelhof.
Tabaluga, Tigerente, 
Turnen, Tausendmeterlauf,
Tanker, Tycoons und Taifune,
Trinker, trübe Tassen, Treber, 
Tatort, Tote, Trittes Reich.


***


Nachtrag: Noch zwei „Paulus-Briefe“

Paulus schrieb nach Mittenwald:
Mich lassen eure Sitten kalt 

Paulus schrieb den Niederträchtigen:
Bei euch werd’ ich nie wieder nächtigen


***


Heißgetränke im Vergleich 

Schwarze Brühe der Frühe
Sie stehen um sechs auf der Matte
und den Tag irgendwie durch, halbwach, 
trinken Kaffee ohne latte,
haben mit Chefe gelegentlich Krach
und kriegen schon mal eins aufs Dach. 

Schäumende Milch der, nun ja, Frühe 
Sie stehen um elf auf der Matte
im Gym, zur Wellness-Gymnastik, 
kaufen dann hastig noch eine Plastik,
trinken im Anschluss Kaffee mit latte, 
geschäumt,
haben die Nacht was Süßes geträumt. 


***


Aus gegebenem Anlass – die angebliche Lichtgestalt des deutschen Fußballs will einen 
„beginnenden Größenwahn“ beim Herbstmeister der Saison 2008/2009 erkannt haben – folgt 
hier noch derVorschlag eines Vereinsliedes für die TSG 1899 Hoffenheim 
(in Anlehnung an den Text und zur Melodie von Wochenend’ und Sonnenschein)

Hoffenheim und Sonnenschein
und dann den Ball in das Tor hinein,
weiter brauchst du nichts zum Glücklichsein, 
Hoffenheim und Sonnenschein.
Übers Tor der Gegner zielt, 
weil er ganz einfach schlechter spielt,
alle ander’n stimmen fröhlich ein:
Hoffenheim und Sonnenschein. 
Keine Chance und kein System, 
gegen so was spielt sich’s bequem.
Tief im Raum nur Blau und Blau, 
nein, was für eine schöne Schau 
schenkt uns die TSG zum Glücklichsein, 
Hoffenheim und Sonnenschein.

Nur sechs Tage sind des Trainings,
doch am siebten Tage geht’s aufs Feld: 
vierunddreißig Mal im Jahre 
und am Ende seid ihr Titelheld.

Weder Xbox noch Computer, 
Fans lockt auch kein WWW,
wo sie hingeh’n ist es schöner
und es kost’ nicht viel Entrée.

Hoffenheim und Sonnenschein...


(04.01.2009)





Kintopp, Teil II 

Der Highlander schwieg die Lämmer an
und rief dann bei Sledge Hammer an.
Bei Anruf Mord, dachte der sofort,
und schoss in einem fort auf den Lord.
„Nun rück ihn schon raus, deinen Ring,
Adel verpflichtet – her mit dem Ding!“
Da sah der Herr der Ringe die Dinge 
des Lebens in einem anderen Licht:
„Als hinge ich am Ringe. Viel lieber singe
ich tanzend im Regen, wahrlich, besser geht’s nicht!“
„Auf Ehre, kleiner Lord, das ist doch mal ein Wort 
unter Freunden, ich erspar dir den kleinen Mord. 
Zeig dirty dancing, lass es rocken und rollen 
und bedenke dabei stets, was Frauen wollen. 
Manche mögens’s heiß, Oldboy, vergiss das ja nicht, 
sing nackig im Regen, mach’s ganz oder gar nicht!“ 

Derweil schaute das Auge zu,
wie Jack Nicholson sich reinhing
in Stephen’s und Stanley’s Shining.
Es informierte schnurstracks Q,
nur dummerweise hatte der verrückte Prof
in Beverley Hills gerade mächtigen Zoff
mit M & P, und keine Zeit für Heldentum.
So suchten and’re die Wege zum Ruhm: 
Doch Holmes und Watson, das seltsame Paar,
kam mit dem Baskerville-Hund schon nicht klar,
Marlowe und Spade wussten’s auch nicht besser
und Mack the Knife ... wetzte nur sein Messer.

Der wilde Freitag war stets ein starker Esser,
doch nach dem Angriff der Killertomaten 
verging ihm der Appetit auf Rotes,
blutiges Totes. Er aß fortan Oblaten
und harrte auf die Ankunft eines Bootes.
Bei der Invasion der Körperfresser
wurde Robbies Diener wieder kesser. 
Er ging sogleich in das Wirtshaus im Spessart 
und zelebrierte eine neue Fress-Art. 

Auf der dunklen Seite der Macht 
schlief in der Hitze der Nacht 
der schwarze Ritter seinen Rausch aus. 
Es kam zum Duell im Morgengrauen
mit Doc Holliday, dem ständig blauen
– es wurde ein glattes Remis draus. 
So gingen die zwei Fahrräder klauen, 
versuchten mit viel Speed abzuhauen
und kamen nicht weiter als Chinatown.
Dort trafen zwölf Uhr mittags die Geschworenen 
auf das dreckige Dutzend der Verlorenen.
Genauso viele zählten Ocean’s Eleven
samt Serienkiller-Killer Pitt aus Seven. 
Auf einen mehr noch kam Knopfens wilde Dreizehn 
– O.K., Corral, jetzt will das Publikum Blei sehn.


(28.01.2008)





Der Flame und der Wallone

Sich selbst hält er für eine richtige Kanone 
nur der Wallone int’ressiert ihn nicht die Bohne:
Für den gemeinen Flam gehört „Wallone“ 
in eine Sonderwirtschaftzone. 
Hat der Flame erst mal einen in der Krone,
stellt er sich gerne vor, wie wär’s denn ohne 
Majestät, jagt ihn im Rausch von seinem Thron
„Der ist doch frankophon – also, ein Wallon’!“
und ruft ihm hinterher, ganz hämisch: 
„Lern’ du erst mal richtig Flämisch!“
Ist er wieder nüchtern, wird dem Flamen klar,
dass „Flämisch“ niemals eine Sprache war.
Das, was er spricht, kommt vielmehr aus den Nieder-
landen, gilt nicht als chic, ist eher bieder
und dem Wallonen regelrecht zuwider. 

Sprecht doch, wie ihr wollt, Wallonen, Flamen, 
wen kümmern eure Stammesfehden-Dramen!
Solange die Trappisten weiter brauen 
- Chimay, Rochefort, Orval et al., auf euer Wohl! - 
und Waffeln, Schokolade, Fritten, Kohl 
am Kalorienturm zu Brüssel bauen,
ist sie mir wurscht, die ganze Narretei,
dann macht aus eurem Königreich halt zwei!
Nur eines stört in diesem Fall, das ist die Crux:
Was wird dann aus der schönen Abk. Benelux?


(07.12.2007)





Ein Pizzaraub und seine Folgen

Ein nassforscher Rosstäuscher und Hassforscher 
mampft Pasta im Ristorante Cincinaci. 
Dort sitzt auch ein Pazifist, 
der Pizza Spinaci isst.
Der Hassforscher, der Padrones Spezi ist,
nimmt die krosse Pizza, die der Pazi isst,
in seine Spezi-Bazi-Fist
und täuscht damit ein Riesenross
das sonst nichts als Pistazien frisst.
Im Ristorante Cincinaci
spielt derweil ein Haufen Ragazzi
pizzicato kontra Kati, Lina
und die prima Ballerina.
Doch greift alsbald ein Pianist
zu einer hübschen kleinen List
und täuscht das Ross samt Täuscher
mit einem Pferdewälzerwalzer
der alles platt walzt dass es nur so spritzt.


***


Lange nichts mehr gehört vom Tod und dem Mädchen 

Der Tod und das Mädchen 
verhandeln die Bedingungen.
Das geht nicht ohne Verstimmungen.
„Wenn ich schon so früh mit dir mit muss
will ich mehr als deinen Todes-Kuss.
Ich will mich richtig besaufen
mit allem, was die Theken hergeben,
und Zigarren kaufen
und sie alle schmauchen 
bis zum Übergeben.“

Der Tod runzelt missbilligend die Stirn.
Die Miss geht ihm doch ganz schön auf den Zwirn.
„Nun mach nicht so ein Heckmeck
und lass’ den Drogen-Dreck weg.
Wir haben lang genug verschoben
jetzt komm schon mit nach oben!“

„Dann lassen wir’s eben, alter Arsch, 
blas dir doch selber den Marsch!
Da bleib ich viel lieber am Leben
hier unten noch weiter kleben.“

„Na gut, dann eine letzte Runde,
doch wir geh’n noch vor der Stunde!“

(....)

Ein klebriges Gefühl im Rachen,
ein schmerzhaftes Erwachen
in einem engen, fremden Raum 
aus einem nahe liegenden Albtraum.
Über dem Bett eine viel zu weiße Wand,
daneben ein ehedem weißes Gewand
voller Blumengestecken und Rotweinflecken,
eine schwarze Kutte mit Geheimverstecken,
Brandlöchern, Kondomen Marke „Alte Recken“.
Ausgestreckt im Bett ein halbtoter Tod, 
schnarchend, die Sense auf Halbmast.


***


Zeitnot

Liegen lassen lernen
Lesen lassen lernen
Labern lassen lernen
Leben lassen lernen...?

Leben und Leben lassen lernen.
Gelassen. Ansonsten: das Leben lassen.


***


Zoon politikon 

Hat der Osterhase Skorbut
Verlässt die Landratte der Mut
Ist der Wachhund auf der Hut
Tut dem Hühnerhaufen Ruhe gut
Beäugt der Aasgeier seine Brut
Holt das Kuckucksei den Food
Badet der Bluthund im eigenen Blut
Geht der Ameisenstaat kaputt
Oder heilt am Ende doch der Butt?


***


What a mess

Ein Messy gilt als Asi,
der Messias ist für alle da.
Nur einer, wohlgemerkt.
Es gibt keine Rasse der Messiasse
und erst recht keine Messiasis.


***


Mistakeholder

Sie hatten einmal ein Kurs-Gewinn-Verhältnis,
er und seine Aktie,
jetzt liegt sie in ’nem Müll-Behältnis,
er hat sie einfach zerschossen,
die Beknacktie.

Aus Rache an den Bossen,
denn die hatten den Markt
schon längst erschlossen
und unter sich aufgeteilt.
Es traf ihn bis ins Mark,
er hatte sich umsonst beeilt.
Ein enttäuschter Aktionär wie er
wird so bald nicht mehr 
zum Re-Aktionär.


(12.04.2007)





Weitere Beiträge zum "Paulus-Projekt"

Paulus schrieb dem lieben Gott:
In der Bibel steht auch mancher Schrott

Paulus schrieb den Tagelöhnern:
Mit Mindestlohn ist schöner dönern 

Paulus schrieb an Al Capone:
Ciao! du alte Platzpatrone
oder:
Paulus schrieb an Al Capone:
Ciao! du alter Platz-Padrone

Paulus schrieb nach North Dakota:
Es ist reichlich Fisch und Brot da.
Dann schrieb er auch nach South Dakota
und änderte am Text kein Jota 

Paulus schrieb nach Madagaskar:
Neulich lag ich vor Alaska...

Paulus schrieb den Angelsachsen:
Man kann auch am Mangel wachsen

Paulus schieb nach Tuvalu:
Klimawandel! Bald sinkst du


(29.11.2006)


Beiträge zum "Paulus-Projekt", das zu Ehren Robert Gernhardts 
von www.exot-magazin.de initiiert wurde

Paulus schrieb an die Kollegen:
Dies Herumaposteln ist ein Segen

Paulus schrieb den Braunauern:
Euch kann man nur bedau-au-ern

Paulus schrieb den drei Tenören:
Jungs, ich kann es nicht mehr hören!

Paulus schrieb den Fischer-Chören:
Hülfe Gott, diesen Gesang zu stören

Paulus schrieb nach Tallahassee:
Geht mal Gassi mit der Lassie

Paulus sandte auf die Insel Rügen
eine SMS, das muss genügen

Paulus schrieb den Trittbrettfahrern:
Ihr sollt nicht mit dem Pitt Brad hadern

Paulus schrieb den Toren
einen Satz voll heißer Ohren

Paulus schrieb den Reiseleitern:
Jeder soll auf seine Weise scheitern

Paulus schrieb Mahatma:
Was ma hat, das hat ma


(26.11.2006)





Mahlzeit

Vom Vorgesetzten kosten.
Das wird den Posten
seinen Posten kosten.

Doch er leckt sich nur die Lippen
und fängt an seinen Text zu tippen:
"Suche jemand zum Verspeisen
beziehungsweise teilweisen Vereisen
Alter und Geschlecht egal
Aber Vorliebe für Qual
sollte er/sie doch schon haben.
Schicke Ihnen bei Int'resse
meinen Quäle-Katalog."


***


Zehnen einer Ehe

"Du warst einmal das Ass der Asse,
richtig gut, ja wirklich klasse,
ein kleiner König zum Verlieben,
doch was ist davon noch geblieben?

Es ist ein Kreuz mit dir,
das ich nicht länger tragen will,
nicht ein einz'ges weit'res Spiel
bei dem ich eh nur wieder verlier'!"

"Gib mir noch 'ne Chance, holde Dame
meines Herzens, Queen of Hearts für immerdar!
Ja, ich mache weiterhin Reklame
für uns beide, dich und mich, wir zwei als Paar!"

"Bube, hör gut zu, das Maß ist voll!
Du bist nun alleine auf der großen Straße
und ich sage dir dies durchaus nicht zum Spaße.
Acht, neun, zehn, das Spiel ist aus,
mach dich raus aus meinem Haus!"

"'Ne schöne Show, ja wirklich, toll!
Ich kenne deine Tricks, du willst nur bluffen,
und ich soll die Suppe mit auslöffeln.
Du hast ja überhaupt nichts auf der Hand
Hosen runter, ich will seh'n, jetzt wird bekannt!"

Nach zehn Jahren Ehe kann Bedarf an einem neuen Vorspiel entstehen.
Wie praktisch, dass es jetzt auch Pokern im Fernsehen gibt.


***


Die Wahrheit über den Sport

Unter Reitern gibt es Stinkstiefel
Unter Schwimmern Nassauer
Unter Läufern Stehgeiger
Unter Gehern Autobahnraser
Unter Werfern behämmerte Diskoschlampen
Unter Springern Stiefelknechte
Unter Dreispringern halbe Portionen
Unter Zehnkämpfern Neunmalkluge
und unter auf Kopfbälle spezialisierten Fußballern Handgeldjäger


(25.08.2006)





Kintopp

Mundharmonika will Rache
Winnetou ist ein Apache
da sich dies nicht zwingend reimt
fühlt man sich zu Recht gelimet
vom unsichtbaren dritten Mann
der zwei Fremde im Zug 
beim Pokern gut beschummeln kann
doch einen Schuss vor den Bug 
vom roten Korsaren verpasst bekam 
Lawrence ist auf einer Arabeske
Bébel fragt da nur „Qu’est-ce que 
c’est?“, ganz außer Atem, uff!
Irma duzt sie alle gern im Puff
auch den Stammgast Hynkel 
aus Erotomania
der so gern ein feiner Pinkel
und ein dick dictator wär’ 
Lebowsky aka the Dude hört grad’ nicht zu
träumt von Bowling und White Russia with love
da holt ihn Sheriff Kohl aus tiefem Schlaf
und schlägt erbarmungslos mal wieder zu
Rex Kramer sieht den Tatsachen ins Auge
und rettet cool das Leben eines Tauge-
nichts pünktlich zum Frühstück bei Tiffany
wo Holly leichthin sagt, ich kiffe nie
Die Doctores Seltsam, No, Mabuse und Schiwago
treffen einen Haufen Gangster in Key Largo
machen kurz Prozess mit Josef K.
und gehen dann in die Korova Bar
Wie ein Uhrwerk läuft Plan 9 from outer space
versaut denn Amis ihre Independence Days
Scotty, Sulu, Chekov, Kirk und Spock
- nein, nicht Spock, der ist kein Erdenmensch -
trinken darauf erst mal on the rock
konferieren mit der Shiloh Ranch
die vier Space Cowboys nach oben schickt
was die Mars-Attackers so verschrickt
dass sie per Anhalter Leine zieh’n
und auf Solaris friedlich niedergeh’n
Kunta Kintes Kumpels essen zu viel Soylent Green
können nicht mehr aus gesprengten Ketten flieh’n
und mit Buster K. gen Westen zieh’n
so ein großes Fressen macht halt träge
Das Massaker mit der Kettensäge
vereitelt der Gendarm von St. Tropez
die alte, schrille Nervensäge
der ist zwar un peu schwer von Kapee 
doch seine außerird’schen Politessen
wissen, wie man mit dem Teufel tanzt
reichen ihm Delikatessen
füllen ihm damit den Wanst
doch dann am Schluss die winzige Oblate 
mit ein bisschen Pfefferminz verziert
die wirkt wie eine Handgranate 
hat den feisten Vielfraß pulv’risiert 

 
  
***


Die Vereinsführung hat entschieden

Sich zu Trainern bekennen
das Geschäft hart nennen
mit seinen Mühlen.
Sie Tränentiere nennen,
weil sie im Fernseh’n flennen
vor so Vielen!
Sich von Tränern trennen
sie vorher Menschen nennen
mit echten Gefühlen! 
Sein Mütchen kühlen
es fix runterspülen
und den nächsten Trainer ernennen. 


***


Ber(li)n, Wunder von

Keiner geht jetzt heim
denn einer geht noch rein
Trainer geht noch auf und ab 
und ein und aus 
und aus aus aus 
Deutschland ist Weltmeister

Ber(li)n, Wunder von, 3. Halbzeit

Einer geht noch rein
Keiner geht jetzt heim
Keiner geht doch ein
Risiko allein zu sein.


***


„Also lautet ein Beschluss...“

Als Fremdkörper im Schulkörper 
empfinden sich zunehmend Lehrkörper.
Matt und ohne Lehrkraft,
reif fürs einsame Eiland,
angesichts der Störkraft
der geballten Schülerschaft,
die nicht mehr nur wie weiland
an verbot’nen Orten pafft,
sondern mobbt und säuft,
in der Pause Koks verkäuft,
dabei kaum noch läuft
und vor zu viel Fett schon keucht.


***


Schule 

Das war’n Test!
Pause. WC.
Warentest:
Stoff ok?


***


Prosit-in

Die Wiesenbande trinkt auf einer Badewiese
in Wiesbaden Budweiser.
Ein Bademeister weist die naseweise Bande an,
Weißbier an der Bude zu trinken.
Doch die Bandoleros buddeln den Bademeister 
lieber in die Badewiese
und schmettern dabei eine alte Bade-Weise:
„Pack die Bierbuddeln gut ein,
nimm das kleine Schäufelein
grab den Bademeister ein.“


***


Quizfrage

Dieser schöne Gag
ist leider schon weg:
„Do I know 
where hell is?
Hell is in hello.”

 
Wer darauf tippt, dieses kleine Wortspiel sei Jean-Paul „Die Hölle, das sind die anderen“-Sartre einmal bei einer Diskussion mit amerikanischen Studenten entschlüpf, irrt.


***


Coup(e) de Grace 

Tauben im Gras, das saß.
In Bonn, im Treibhaus. 
Das waren Hundstage für den Clown,
da halfen keine Deutschstunden.

Da hilft nur die Maß
im Hofbräusaus und Braus.
Dann kann man Geschichte schau’n
nach tausend maßlosen Runden.


***


Die Welt als Unwille und abgebrochene Vorstellung

Niemals zugeben
dass man Nihilistmoralist ist
lieber vorgeben
dass man nur beschwipst ist
damit angeben 
dass man Realist ist
dementieren 
dass das eine List ist
debattieren
ob der Sport gerecht ist
diskutieren
ob der Busen echt ist
degoutieren
alles was rechts ist
delirieren
bis...alles was recht ist!
demonstrieren
dass einem nicht schlecht ist
mit alledem zeigen
was man für ein doller Hecht ist.


***


Fürbitte

Dominusvobiscum
Dominawobiste 
im Bistum?


***


Thirtysomethings

„Wie geht’s denn so?“
„Danke, lediglich leidlich:
erledigt, unbeschreiblich,
und ledig, unvermeidlich;
beleidigt, wie entleibt,
vom Stress zerfressen, unbeweibt.
Komm’, begleit mich,
auf ’nen Kaffee.
...ach, und selbst?“

„Prima, aller Sorgen ledig,
einfach toll, was red’ ich!
Entlassen, aus der Arbeit, aus der Pflicht,
verlassen, ohne Nachspiel vor Gericht,
gelassen, wie schon lange nicht.“


***


Auswärtige Affären

Auswärts wird der Außenminister
zum Baumeister und Ausmister.
Pax nicht Quax heißter
nach Nahost reister
dort schweißter
zusammen was nicht zusammen kommen will.
Meistens bleibt es beim Appell,
vorgetragen beim Pedell.

Doch der Hausmeister
sagt: „Aus, Meister,
Raus, Mister 
Außenseiter!"

Au, Minister.
Draußen Bauminister
sein ist schwer. 


***


Tubabutt

Tuba 
Tabu.

Taub 
baut ab. 

Tab
Tu ab.

Ab tau 
Butt.


***


The Wolf Singers (Gospel)

Oh Lord!, yeah,
I like my brain, 
my beautiful brain.
There was no brain-drain
when I sang in the rain
which left no stain
in my open brain.
Then I took a trip 
through the main lane 
of my my freewheelin’ brain 
where I ran into the train
of thought of my brain,
my free willin’ brain.
Now that I thought was really insane, 
but it just told me, stupid brain: 
“All is well and all is in vain,
for humane is wolf to humane.”

 
Dieser Text entstand nach der Lektüre eines Streitgesprächs zwischen dem Neurobiologen Wolf Singer und dem Philosophie-Professor Julian Nida-Rümelin. Grob zusammengefasst, behauptet Singer, seine Forschungsergebnisse würden den Schluss rechtfertigen, dass unsere „Willensfreiheit“ nur eine – wenn auch nützliche – Illusion ist. In Wirklichkeit gebe es keinen freien Willen und keine Entscheidungsfreiheit. Geistesmensch Nida-Rümelin hielt wacker dagegen. Ergebnis: glasklares Unentschieden, aber gut, dass die zwei darüber geredet haben. 

Nachtrag: Ich verstehe viel zu wenig von Neurowissenschaften, um mich darüber ernsthaft lustig machen zu dürfen, oder mir gar zur Theorie von Herrn Singer eine fundierte Meinung bilden zu können. Nur: Gedichte bestehen nun einmal in erster Linie nicht aus Meinungen oder Ideen, sondern aus Worten. Mit anderen Worten: Hätte der Neurobiologe und Hirnforscher aus dem von mir zitierten Streitgespräch nicht Wolf Singer, sondern Jupp Schmitz geheißen, wäre das Gedicht „The Wolf Singers“ niemals entstanden. Daraus folgt gleichzeitig: Punkt für Singer und seinen Determinismus, denn ich hatte ja gar keine andere Wahl, als diesen Text zu schreiben. Oder habe ich da schon wieder was falsch verstanden?

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